Omnipräsente Feeds (Schamlose Eigenwerbung VII)

Hier ist mein zweiter Beitrag für den Innovationsblog incutank über RSS-Feeds, die immer omnipräsenter werden:

“ […] I think that we’ve only just seen the beginning of feedmania. Many people already use RSS readers (like the one from Google) that aggregate the feeds and thus become the one single place where all the relevant information is. So what’s next?“

Hier klicken für den vollständigen Artikel.

Evolutionäre Entschuldigungen

Ich gebe zu, von allen Thesen, wie der Mensch zum Mensch wurde, mag ich diese hier bislang am liebsten. Der Biologe Richard Wrangham behauptet nämlich, es sei das Kochen gewesen, welches aus dem Affen einen Homo sapiens gemacht habe. Nicht nur habe das Kochen mehr Energiezufuhr in kürzerer Zeit erlaubt, sondern das gemeinsame Essen habe auch das Sozialgefüge geprägt, meint Wrangham. Zwar sind des Biologen Thesen umstritten, aber deshalb wohl kaum weniger tröstlich für alle diejenigen, die sich soeben durch die Festtage gefressen haben und nun von Diätvorsätzen gequält werden. Denn die grossen Gelage sind offensichtlich nicht nur köstlich, sondern fundamental identitätsstiftend – und der Verzehr von Rohkost zwecks Abmagerung ist nicht nur grausam, sondern würde geradezu einen evolutionären Rückschritt in Richtung Schimpansen bedeuten.

Mache Fehler und sprich darüber

Zeitungen machen Fehler. Das ist unvermeidlich, und, wenn sich die Fehler in Grenzen halten, auch nicht weiter schlimm. Allerdings haben gewisse Zeitungsredaktionen ein, ähm, verkrampftes Verhältnis zu Korrigenda – und lassen sie deshalb entweder ganz weg oder entschuldigen sich nur sehr gewunden. Das ist das Glück von Craig Silverman, der auf seinem Blog „Regret the Error“ Fehler und Korrekturmeldungen von Zeitungen beobachtet – und damit so erfolgreich ist, dass er nun ein Buch darüber schreiben konnte. (Als Einstieg: Soeben hat Craig seinen sehr unterhaltsamen Jahresrückblick publiziert.) Denn im Internet-Zeitalter gilt: Wenn die Zeitung den Fehler nicht selber korrigiert, dann tut’s jemand anders. Das sollten sich die Redaktionen zu Herzen nehmen und ihre Fehler aktiv kommunizieren (zum Beispiel so). Doch aus irgendeinem Grund bestehen viele Journalisten auch dann noch auf ihren Informationen, wenn sie erwiesenermassen falsch sind. Und was passiert dann? Richtig: Ein Blogger korrigiert den Fehler. Und das Image der Zeitung leidet. Schade.

Auf Waljagd

Jonathan Harris, den man wohl am besten als Internet-Künstler bezeichnet, hat ein neues Projekt auf dem Netz: Es heisst „The Whale Hunt“ und ist eine Fotoreportage über eine traditionelle Waljagd mit den Inuit in Alaska. Harris hat seine siebentägige Expedition mit Fotos dokumentiert, die in einem bestimmten Rhythmus, korrespondierend mit Harris‘ Herzschlag, aufgenommen wurden. Je aufgeregter der Fotograf, desto schneller die Bildfolge. – Harris hat in den letzten Jahren immer wieder mit wunderbaren Internet-Projekten aufmerksam gemacht, in denen er die Möglichkeiten des „online storytelling“ auslotet. Eines der besten ist „We feel fine„, das pausenlos die Blogs der Welt durchsucht, um herauszufinden, wie die Menschheit sich gerade fühlt. An der letzten TED-Konferenz hat Harris über seine Arbeit gesprochen – hier ist das Video.

Kurze Pause

Nächste Woche stehen in Genf meine Semesterprüfungen an. Und da ich, im Gegensatz zu anderen, das Lernen und das Bloggen nicht unter einen Hut kriege, macht Hundertfünfzig Worte eine kurze Pause bis am nächsten Mittwoch. Ich bitte um Verständnis und verkrieche mich wieder in der Bibliothek.

Das Bild zum Tag…

…hab ich soeben per E-Mail erhalten. Viel Erklärung ist dazu wohl kaum nötig:

Chronik einer angekündigten Fehlleistung

Dass die Vereinigte Bundesversammlung Christoph Blocher tatsächlich nicht als Bundesrat wieder wählen würde, konnte man nicht unbedingt erwarten. Dass die Schweizer Medien bei der Berichterstattung über die Wahl online keinen besonders guten Eindruck hinterlassen würden, war aber zu befürchten. Eine kleine Chronik, ausnahmsweise mit mehr als 150 Worten und vielen Bildli.

[09:00] Es ist Zeit, während dem ersten Kaffee einen Überblick zu gewinnen. Am besten also via Fernsehen die Wahl anschauen. Doch Zattoo macht bereits schlapp. Das kann zugegebenermassen auch an meiner Internet-Verbindung liegen. Also Wechsel in die Bibliothek der Universität Genf, wo das WiFi-Netz nur so flutscht.

[09:30] Der Livestream von Radio DRS ist offensichtlich schon überlastet, meldet der Wortfechter via Twitter. Ebenso die Website parlament.ch. Auf den Webseiten der grossen Schweizer Zeitungen herrscht noch Normalbetrieb. Nur 20 Minuten und der Blick haben spezielle Live-Ticker für die Wahlen eingerichtet, die sich auch selbständig aktualisieren. Allerdings sind die Links dazu so gut versteckt, dass ich sie erst nach geraumer Zeit finde. Wer bei 20 Minuten auf den blinkenden „Live“-Button neben der Titelstory klickt, erhält die sehr hilfreiche Erklärung, es handle sich hierbei um ein laufendes Ereignis, und man solle doch bitte den „Reload“-Button klicken, um die aktuellsten Informationen zu erhalten. Grrrr.

[ca 10:20] Nun wird es langsam interessant. Der Tagi und 20 Minuten melden, dass Eveline Widmer-Schlumpf im ersten Wahlgang mehr Stimmen erhalten hat als Blocher. Die NZZ ist noch nicht so weit, folgt aber bald. Die Spannung steigt weiter. Was wird passieren?

[10:42] Der 20 Minuten-Live-Ticker auf meinem Bildschirm verkündet: „Gewählt ist Eveline Widmer-Schlumpf“. Was? Kann das denn wirklich sein? Oder ist das nur ein Fehler? Ich lade die Frontpage von 20 Minuten, um Bestätigung zu erhalten. Nach 90 Sekunden ist die Seite geladen – und sieht so aus:

Sowohl das „Schweiz“-Ressort als auch der Newsticker melden: „0“. Toll.

[10:50] Bleibt weiterhin die Frage: Ist Blocher nun wirklich abgewählt? NZZ Online ist zuerst nicht erreichbar, liefert dann aber doch noch die erste Bestätigung, in Form einer tatsächlich sehr eiligen Eilmeldung:

„Bundesrat Blocher abgewählt“. Das trifft zwar den Nagel auf den Kopf – aber was soll all dieser Weissraum rundherum? Der Tages-Anzeiger hat derweil schon einen ganzen Anriss mit Bild auf der Front, doch als ich die Story anklicke, kommt das:

Die Server an der Werdstrasse haben sich offensichtlich ins Nirvana verabschiedet und lassen in den nächsten Minuten auch nichts mehr von sich hören. Vielleicht hatte die immerhin 30-köpfige Online-Redaktion von 20 Minuten in der Zwischenzeit die Gelegenheit, ihre Frontseite zu, ähhh, verbessern? Offensichtlich nicht:

[11:00] Auch NZZ Online hat etwas Ladehemmung, also schaue ich mal nach, was der Blick so treibt. Nach geschlagenen vier Minuten Ladezeit sieht mein Bildschirm dann so aus:

Naja, immerhin. Ein bisschen viel Grau und Weiss, aber das Wichtigste steht ja da.

[11:14] 20Minuten.ch ist wieder da, inklusive Liveticker. Die (wie schon mal erwähnt 30-köpfige) Online-Redaktion hat sich Mühe gegeben und ein etwa 10-zeiliges Update zu Widmer-Schlumpfs Wahl gedichtet, das vor Tippfehlern nur so strotzt. NZZ Online ist wieder stabil und hat ein vollständiges Update. Und die Tagi-Website ist immer noch down.

[11:28] Der 20 Minuten-Liveticker meldet die Wahl Doris Leuthards. Auf der Artikel-Seite von 20 Minuten nimmt man das zum Anlass, noch ein paar Tippfehler mehr in den Text reinzukorrigieren. Unter anderem steht da etwas von der Wahl der Bundesrätin „Leuthart“. Autsch.

[11:30] Hey, der Tagi ist wieder da! Nur eine halbe Stunde Downtime – das kann ja mal passieren. Das Timing war allerdings etwas schlecht. Und, ach, der Blick hatte doch auch mal noch einen Live-Ticker? Schauen wir rein:

Die letzte Meldung stammt von 11:07 und verkündet die Wahl von Hans-Rudolf Merz („das beste Reultat [sic!] des Tages“). Das versteht der Blick also unter Live.

[11:40] NZZ Online entschuldigt sich auf der Frontpage für die „technische Störung wegen Überlastung“.

[11:44] 20 Minuten übt sich in hektischem Aktivismus, aktualisiert die Seite etwa alle zweieinhalb Minuten, besteht aber immer noch darauf, eine gewisse Bundesrätin „Leuthart“ sei wiedergewählt worden. Seufz.

[11:45] Aus studientechnischen Gründen muss ich mich vom Internet losreissen. Würde gerne die SMS-Updates der NZZ abonnieren, aber die entsprechenden Informationen sind bereits von der Seite verschwunden. Muss mich also auf den SMS-Dienst meines selber gebastelten Tagi-Twitter-Kanals verlassen. Der bombardiert mich in den nächsten zweieinhalb Stunden mit allen möglichen Nachrichten – ausser zur Bundesratswahl. Bleibe trotzdem auf dem Laufenden, dank SMS-Informationen von Evelyn.

[14:35] Endlich wieder online, Normalisierung an allen Fronten. Die NZZ hat bereits eine Analyse und etwa 80 Leserkommentare publiziert. 20 Minuten erklärt, warum Micheline Calmy-Rey beim Schwur die Hände unten liess. Die Tagi-Website ist immer noch etwas langsam.

[15:35] Der Tagi-Twitter meldet per SMS: „Demütigung für Blocher„.

FAZIT: Dass die Bundesratswahl einiges an Spannung verspricht, war schon lange klar – auch wenn kaum jemand mit diesem Ergebnis gerechnet hatte. Die Online-Redaktionen der grossen Schweizer Medien hätten also Gelegenheit gehabt, mit gut vorbereiteten Sonderdienstleistungen zu brillieren. Diese Chance haben sie aber leider verpasst. Sie liessen sich im Gegenteil von den Ereignissen überrumpeln – und zwar sowohl auf technischer wie auch auf inhaltlicher Ebene.

UPDATE: Auch die Berichterstattung von ausländischen Medien zur Bundesratswahl bewegt sich auf einem, nun ja, diskutablen Niveau.

UPDATE #2: Der beste Kommentar, den ich bis jetzt zu den heutigen Ereignissen gelesen habe, stammt nicht von einem „klassischen“ Medium, sondern von einem Blog.

Am Tiefpunkt?

Der Zürcher Soziologieprofessor Kurt Imhof kritisiert in einem Gespräch mit der NZZ die Medienberichterstattung in den Fällen „Seebach“ und „Borrweg“ aufs heftigste. Gewohnt eloquent spricht Imhof von „postmodernem Rudeljournalismus“, „neuen Hexenjagden 200 Jahre nach der Aufklärung“ und verkündet, wir seien am „Tiefpunkt einer zivilisierten rechtsstaatlichen Problembewältigung“ angekommen. Nun tönt Alarmismus aus gelehrtem Professorenmund meistens gut; das heisst aber noch lange nicht, dass er wahr ist. In diesem Falle entbehrt er zudem nicht einer gewissen Ironie. Denn erstens ist Imhof selbst Profiteur des manchmal herrschenden journalistischen Rudeldenkens, indem er seine Meinung als „Medienexperte“ meist unwidersprochen auf sämtlichen Kanälen verbreiten darf. Und zweitens ist seine Kritik mindestens so pauschalisierend wie die Berichterstattung, über die er sich aufregt. In diesem Sinne fühle auch ich mich berufen zu verkünden: Die Schweizer Medienforschung ist an einem Tiefpunkt angelangt – und es könnte alles noch viel schlimmer werden.

Öffnet die Kantinen! (Schamlose Eigenwerbung VI)

Seit einiger Zeit schon lese ich mit grossem Vergnügen den incuTANK Blog, wo Dave und Tianh über neue Ideen und Innovationen schreiben. Nun haben wir beschlossen, unsere Kräfte zusammen zu legen – ich werde in Zukunft (wenn auch eher unregelmässig) ebenfalls für incuTANK schreiben. Hier ist mein erster Beitrag zu „offenen Kantinen“:

„[…] There are a lot of companies in cities that have canteens only accessible for their staff. Why not open up the lunch places, invite your clients and the public to sit with you, talk with you and eat with you? […]

Hier geht’s zum vollständigen Artikel. Kommentare wie immer sowohl hier wie dort sehr willkommen.

Gezwitschere von der Falken- und der Werdstrasse

Ich experimentiere seit einiger Zeit mit Twitter herum und sende fleissig Kürzest-Updates ins weite Netz. Das tun seit kurzem auch die Webseiten der NZZ und des Tages-Anzeigers – und das beste ist, sie wissen es nicht mal! Denn die Twitter-Profile für die beiden Zeitungen habe ich höchstpersönlich kreiert, mit Hilfe eines wunderbaren Tools namens Twitterfeed. Wer will, kann damit die Schlagzeilen dieser beiden Webseiten über Twitter verfolgen. Hier ist der Link für den NZZ-Twitter, und hier ist der Tagi-Twitter (beim Feed der NZZ gibt’s noch etwas Probleme – er wird nur alle paar Stunden aktualisiert). Ich hoffe jetzt einfach mal schwer, dass mich der Verband Schweizer Presse nicht wegen Urheberrechtsverletzung verklagt. Denn, wer weiss, vielleicht lesen ja plötzlich alle nur noch die 140-Zeichen-Nachrichten auf Twitter und besuchen gar nicht mehr die schönen Zeitungs-Websites?